Reisebericht von Dr. Horst-Gevert Bellmer:
Paris respire…
Reise der Deutsch-Französischen Gesellschaft Oldenburg e.V.
vom 14.07.2009 – 20.07.2009
Die diesjährige Studienreise der DFG führte die 35 deutschen und 2 französischen Teilnehmer (Freunde der Familie Bellmer) in einige der vermutlich schönsten Parkanlagen und Gärten in und um Paris sowie in unbekannte Stadtteile und Anlagen dieser wunderschönen Weltstadt.
Die detaillierte Planung der Reise sowie die Verantwortung für das intellektuell und physisch anspruchsvolle Programm lag wie auch im Vorjahr in den Händen (und in dem mitgeführten umfangreichen „Büro“) unserer Freundin und Präsidentin Catherine Rüppell, die kompetente und charmante Unterstützung durch ihre Tochter Christine als Kunsthistorikerin erfuhr, während der treusorgende Ehemann Haus und Hof hütete.
Wie entspannend und komfortabel Busreisen sein können – insbesondere, wenn sie von unserem bewährten Fahrer Alwin Schür umsichtig und entgegenkommend durchgeführt werden – wurde den Teilnehmern erst bewusst bei der extensiven Nutzung der Pariser Metro, deren schier endlose Korridore, unzählige Treppen und klimatische Gegebenheiten die durchweg trainierten, nicht gedopten Teilnehmer an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit führten. Positiv: alle Distanzen wurden gemeinsam, ohne Verluste und Stürze, jeweils in Bestzeiten bewältigt. In kritischen Momenten half der Leitspruch des jüngsten Teilnehmers: „Locker bleiben!“
Da es vom allen vorliegenden Programm keine inhaltlichen, sondern nur marginale zeitliche Abweichungen gab (die ihre Ursache erfreulicherweise nicht in individueller Unpünktlichkeit hatten) und die Reihenfolge der besichtigten Parks, Gärten, Stadtteile und sonstigen Anlagen zumindest kurzfristig noch in Erinnerung sein dürfte, soll dieses Protokoll (zu dem sich der Unterzeichner nicht gedrängt hatte!!) eher Impressionen und Beobachtungen der Highlights unserer an Höhepunkten ohnehin reichen Reise – zugegebenermaßen subjektiver Natur – und nicht die chronologische Abfolge wiedergeben.
Unsere Ankunft in Paris wurde mit einem fulminanten Feuerwerk an der Tour Eiffel gewürdigt, das einige Privilegierte vom Fenster des Hotelzimmers unserer Präsidentin bewundern durften – reiner Zufall, dass der französische Nationalfeiertag auf den Tag unserer Anreise fiel!
Obwohl alle besuchten Parks durch ihre Sauberkeit, liebevolle Pflege und farbenfrohen Blumenarrangements bestachen – in der typischen clarté der jardins à la française – gilt dies in ganz besonderer Weise für das Rosarium des Jardin de Bagatelle, den Jardin du Musée Rodin (ein mehr als würdiger Rahmen für die ausdrucksstarken Skulpturen des Künstlers und das Hôtel Particulier) sowie den wunderschönen Jardin du Luxembourg, dessen Anblick den Abgeordneten des Senats mit Sitz im gleichnamigen Palais die verantwortungsvolle Arbeit erleichtern sollte.
Die fantastischen, aber streng geometrischen Formationen der Buchsbaumhecken im Garten des Schlosses Vaux le Vicomte werden vielleicht den einen oder anderen Mitreisenden veranlassen, über die Umgestaltung seines Gartens nachzudenken. Die stimmungsvolle Beleuchtung des eigenen Heimes analog zu der Kerzenbeleuchtung des prunkvollen Schlosses dürfte allerdings leichter umzusetzen sein!
Der Besuch des zauberhaften Gartens und Wohnhauses (leider ohne Originalbilder) von Claude Monet in Giverny war sicher für einige von uns – zu Recht – schon Grund genug für die Teilnahme an dieser Reise. Unser frühes Erscheinen erlaubte uns weitgehend ungestört den Genuss dieser wirklich einzigartigen Gartenanlage.
Quasi in Fortsetzung der in Giverny erlebten Atmosphäre durften wir im Bistro des La Canne à Pêche am Ufer der Seine unter Schatten spendenden Linden den ersten kulinarischen Höhepunkt unserer Reise erleben. Der Charme der Gastleute, die Leichtigkeit des Seins an dieser besonderen Location, verbunden mit der vorangegangenen Stärkung und dem Genuss des süßen Weines veranlasste schließlich einige von uns, zu fröhlicher Akkordeonmusik unter freiem Himmel ausgelassen das Tanzbein zu schwingen. (Anm.: Denn sie wussten nicht, was sie tun… bzw. … am nächsten Abend tun würden müssen! Stichwort: Guinguette).
Der Abend dieses ereignisreichen Tages voller wunderschöner Eindrücke für alle Sinne bringt mit einem Donnerwetter die lang ersehnte Abkühlung von den drückend heißen Temperaturen. Einige von uns erleben das Unwetter, dessen Folgen wir auch noch am nächsten Tag auf den Straßen sehen, im Café Margeride an der Ecke zur Avenue de Blanqui nahe dem Hôtel Mercure und können sich und ihr Bier nur mit Mühe vor den averses de pluie in das Innere der Brasserie retten.
Nach einem für Fotofreunde besonders schönen Ausblick vom Dach des Institut du Monde Arabe auf – pardon – das Hinterteil von Notre Dame auf der Île de la Cité im Anschluss an den Besuch des Jardin des Plantes (Heilkräutergarten der französischen Könige) führt uns Herr Dr. Kropmanns (deutscher Kunsthistoriker in Paris) die Vergänglichkeit des Lebens mit der Besichtigung des Cimetière du Père Lachaise und der Gräber der zahlreich dort Bestatteten.
Célébrités gleich am 2. Tag unserer Reise eindrucksvoll vor Augen. Darum: Carpe diem!!
Dem Thema Kunst, Künstler & Kunsthandel widmete sich die 2. Führung Dr. Kropmanns durch das Quartier Nouvelle Athènes , die uns – beginnend am Place Pigalle – vorbeiführt an den Häusern, in denen so bekannte Künstler wie van Gogh und andere verkehrten, am Auktionshaus Drouot und durch wunderschöne alte Passagen, deren Auslagen geeignet sind, wahre Kaufräusche („soldissimes“) bei einigen auszulösen, wenn die Zeit reichen würde. Für die Liebhaber des Art Déco ist dagegen das Bouillon Chartier, wo wir uns stärken konnten, eine Augenweide.
Für alle diejenigen von uns, die von den Gewaltmärschen durch die Metro, die Pflastertreterei auf dem Friedhof und im Nouvelle Athènes, das Tanzen an der Seine und die abendlichen „Absacker“ noch nicht ermattet waren (und es waren erstaunlich viele) bietet die schwungvolle Akkordeon-Musik von Delphine Lemoine in der reizenden Guinguette de l’île du Martin Pêcheur am Ufer der Marne reichlich Gelegenheit, das Tanzbein zu schwingen. Eine gewisse Überlegenheit der französischen Tanzpaare war trotz beachtlicher Anstrengungen unsererseits nicht zu leugnen.
Eine weitere Möglichkeit der sportlichen Betätigung nach einem großartigen, opulenten und liebevoll vorbereiteten Pique-Nique im ausgedehnten Waldgebiet von Fontainebleau mit nahezu all den Köstlichkeiten, die Frankreich zu bieten hat, bot sich nach der Einführung in die komplizierten Regeln des jeu de paume im Schloss von Fontainebleau. Den Franzosen gebührt die Ehre, das Tennisspiel erfunden zu haben, die Engländer haben die Regeln ebenso vereinfacht wie das französische „tenez“ (ein Zuruf beim Spielen) verstümmelt: Tennis.
Vor allem der Schatzmeister der DFG, Christian Büschen, brillierte hier beim Ausgleich für die überwiegend sitzende Tätigkeit des Geldzählens mit beeindruckenden Leistungen.
Während er hinsichtlich seiner Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit über jeden Zweifel erhaben ist, drängt sich beim Bau- und Schlossherrn Nicolas Fouquet von Vaux le Vicomte angesichts des Prunks und der Pracht der gesamten Anlage und des Parks (die sogar einen Sonnenkönig neidisch werden ließ) hinsichtlich der Mittelherkunft die Frage geradezu auf: „Hat er oder hat er nicht?“ Auf sein weiteres, trauriges Schicksal nach der pompösen Feier 1661 in 19-jähriger Gefangenschaft trifft das deutsche Sprichwort „Hochmut kommt vor dem Fall“ sicher zu.
Anders als das Eichhörnchen, Fouquets Wappentier, brauchen wir unsere Nahrung nicht mühselig zu sammeln, sondern werden im Restaurant L’ Écureuil des Schlosses mit einem 3-Gänge-Menü bei Kerzenlicht verwöhnt. Dass der vorgesehene abendliche Spaziergang im Schlossgarten bei Kerzenschein und klassischer Musik ins Wasser fällt, ist angesichts der fantastischen Atmosphäre im ebenfalls mit Kerzen erleuchteten Schloss und dem dargebotenen Prunk in allen Räumlichkeiten unbedeutend, zumal wir den großzügig angelegten Park noch trockenen Fußes bei Tageslicht erwandern und bewundern konnten.
Auf der Fahrt vom Parc de la Villette, dem früheren Schlachthof- und Viehmarktsgelände, das heute Wissens-, Unterhaltungs- und Vergnügungszentrum ist, mit dem navette auf dem Canal St. Martin erleben wir Paris aus einer völlig anderen Perspektive und mit ungewohnter Langsamkeit, bedingt durch die neun technisch interessanten Schleusen, mit denen 26 m Höhenunterschied überwunden werden. Von der Seine aus können wir noch einmal – und mit etwas Wehmut – viele der uns mittlerweile bekannten Prunkbauten der Stadt bei strahlendem Sonnenschein betrachten.
Den krönenden, kulinarischen Abschluss unserer hochinteressanten, harmonischen Reise bildet der Besuch des Art Déco-Restaurants Marty, wo wir im Caveau, eng aneinander geschmiegt und in unmittelbarer Nähe des beeindruckenden Weinkellers unsere Gaumen noch einmal verwöhnen lassen. Kerstin und Christian Büschen bedanken sich in dieser angenehmen, entspannten Atmosphäre noch einmal ganz herzlich im Namen aller Mitreisenden bei unserer exzellenten, kombinierten Reiseleitung und bringen die Hoffnung zum Ausdruck, dass dieser Reise eine weitere im nächsten Jahr folgen möchte.
Dem schließt sich der Protokollant uneingeschränkt an. Er dankt gleichzeitig seinerseits auf diesem Wege allen Mitreisenden für die bereitwillige und freundschaftliche Aufnahme seiner Familie und auch unserer französischen Freunde.