Kontinuität und Wandel

Die Deutsch-Französische Gesellschaft Oldenburg (DFG) ist ein gemeinnütziger Verein, der seit fast 60 Jahren Deutsche und Franzosen in Oldenburg zusammenbringt und ein vielfältiges Bild französischen Lebens und französischer Kultur vermittelt. Die DFG möchte mit ihren Aktivitäten einen Beitrag zur Vertiefung der Freundschaft zwischen den beiden Völkern leisten, sie möchte helfen, Vorurteile abzubauen und gegenseitiges Verstehen zu fördern“. Diese Sätze aus unserem Faltblatt enthalten die Leitlinie für das vergangene halbe Jahrhundert.

aufnahme3Sie ist von 1948 bis heute unverändert die Basis unserer Bemühungen. Diese programmatische Kontinuität schlug sich ebenso darin nieder, daß Mitglieder der Gesellschaft (häufig aus ihrem Vorstand) selber viele Beiträge für das jeweilige Programm leisteten, so Mme Hélène Richters-Francheschi, so der vormalige Generalintendant Dr. Briese, so Frau Gerda Onken-Joswich, so deren Nachfolger als Erster Vorsitzender, Oberstudiendirektor Heinz Pfeiffer. Auf der anderen Seite ist es ebenso üblich gewesen und geblieben, viele Vortragende von den Französischen Kulturinstituten oder der Französischen Botschaft zu gewinnen, wenn nicht persönliche Beziehungen nutzbar gemacht werden konnten.Von Beginn an setzte die DFG einen Akzent bei der Veranstaltung oder Vermittlung von Begegnungen durch Reisen nach Frankreich, sei es, wie anfangs häufiger, durch Förderung des Jugendaustausches, sei es, wie in den letzten Jahren üblich, durch das Angebot, Landschaft und Kultur des Nachbarlandes jeweils gezielt zu erkunden. {mospagebreak}Lange Jahre lagen Leitung und Organisation in den Händen von Ursula Maskus. Hohe Kontinuität gab es auch in Bezug auf die Personen, die sich der Vorstandsarbeit verpflichtet fühlten. So versah Frau Onken-Joswich ihr Amt als Erste Vorsitzende mehr als dreißig Jahre, ihr Nachfolger Heinz Pfeiffer, der bis 1983 amtierte, war bereits von 1954 an Zweiter Vorsitzender. Nach Heinz Pfeiffer amtierte Dr. Folkert Rüppell sieben Jahre als Erster Vorsitzender.

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Ihm folgte 1990 Prof. Ulrich Ackert, der nach 12 Jahren dieses Amt an Dr. Christiane Ratjen-Damerau abgab, die den Vorsitz zwei Jahre lang innehatte. Im März 2004 wurde der Vorsitz der Gesellschaft durch Catherine Rüppell übernommen; zum ersten Mal in der Geschichte der Gesellschaft ist dieses Amt mit einer Französin besetzt. Langjährig tätig waren die Schatzmeister Heinz Holzberg, Hans Raykowski und Wolf-Dieter von Arnim, der bis 1985 amtierte. Seitdem liegt diese verantwortungsvolle Aufgabe in den Händen von Jochen Gaul. Die Phase ab 1980 war in besonderer Weise geprägt durch die Tätigkeit von Frau Marie-Corentine Sandstede, die als Zweite Vorsitzende zwölf Jahre die Entwicklung der Gesellschaft gefördert, bereichert und gesichert hat. Ihr folgte für zwei Jahre Bernadette Braune und seit 1994 wird dieses Amt durch Hannelore Freisel versehen.{mospagebreak}Die besonderen Leistungen der genannten Vorstandsmitglieder wurden auch offiziell wahrgenommen: 1968 ernannte der Französische Erziehungsminister Frau Onken-Joswich zum „Chevalier dans l’Ordre des Palmes Académiques“; die gleiche Auszeichnung erhielt 1977 Heinz Pfeiffer.1971 erhielt Frau Onken-Joswich das Bundesverdienstkreuz, und 1980 wurde sie zum „Officier dans l’Ordre des Palmes Académiques“ erhoben. Frau M.-C. Sandstede erfuhr eine Würdigung ihrer Arbeit durch eine doppelte Auszeichnung: 1990 wurde sie „Chevalier dans l’Ordre des Palmes Académiques“, und 1992 erhielt sie das Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens.

 

Bereits 1988 erhielt sie die „Médaille d’argent de la Ville de Paris“.Diese Auszeichnungen sind ein Beleg dafür, welchen Wert die Regierungen beider Länder dem Wirken solcher Vereinigungen wie der Deutsch-Französischen Gesellschaft beimessen.Einerseits stellt die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ein weiteres Element von Kontinuität dar, andererseits ist hier auch ein deutlicher Wandel festzustellen. Das zeigt sich besonders in der Gründung des Arbeitskreises Deutsch-Französischer Gesellschaften, 1957 in Wetzlar erfolgt, der als Dachverband Jahrestagungen durchführt, auf denen deutsch-französische Probleme von beiden Seiten betrachtet werden, und der das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit festigen und die Kontakte mit den zuständigen Ministerien stärken soll.{mospagebreak} Seit Abschluss des Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrages 1963, der auch für die Arbeit der Oldenburger Gesellschaft eine neue Intensität mit sich führte, finden die Jahrestagungen abwechselnd in Deutschland und Frankreich statt. Inzwischen liegt die Zahl der Mitgliedsgesellschaften deutlich über 100. In dem Zusammenhang muss auch die Bedeutung des Deutsch-Französischen Jugendwerkes erwähnt werden. 1964 wurde es gegründet, und schon ein Jahr später erläuterte dessen erster Generalsekretär François Altmeier in Oldenburg die Ziele dieses Vorhabens.
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Was früher einen besonderen Raum im Programmangebot einnahm, nämlich die herausragenden Beispiele der französischen Filmkultur zu präsentieren, ist im Laufe der Jahre leider nicht mehr in der alten Weise möglich. Früher wurde dieses Angebot durch Unterstützung von Herrn Karl Born, einem DFG-Gründungsmitglied, in seinen Ziegelhoflichtspielen realisiert, und später gab es die Möglichkeit, in der „Brücke der Nationen“ Filme in Originalfassung zu zeigen. Heute ist ein solcher Programmpunkt finanziell zu aufwendig, die gewandelte Medienlandschaft hat auch die Nachfrage verändert, so daß nur hin und wieder das Programmkino Casablanca mit französischen Filmwochen dieses Angebot wieder aufnimmt.In den 70er Jahren übernahm die Deutsch-Französische Gesellschaft die Förderung von Schüleraustauschreisen nach Frankreich wie auch die Betreuung junger Franzosen in Oldenburg. {mospagebreak}Ebenso unterstützte sie im Zusammenhang mit den ersten Wahlen zum Europäischen Parlament 1979 Reisen nach Frankreich und französische Tage in den Schulen.Ein wirklich neues Element stellte der Versuch dar, eine französische Partnerstadt für Oldenburg zu gewinnen. 1985 gelang dies mit Cholet, einer Stadt in der Vendée, und beim Abschluss der tatsächlich offiziellen Städtepartnerschaft konnte die Deutsch-Französische Gesellschaft Unterstützung leisten. Seitdem gibt es sowohl offizielle Kontakte zwischen ihr und der Stadt Cholet als auch viele private Verbindungen mit Menschen aus Cholet. Ebenso stellt die Einführung von Kindergruppen vor mehr als vierzehn Jahren eine weitere Neuerung dar.

 

Ging und geht es doch um den Versuch, bereits Kinder im Vorschulalter spielerisch mit der Sprache des Nachbarn vertraut zu machen und möglicherweise auch Interessenten für das Angebot, Französisch schon in der Orientierungsstufe ab Klasse 5 als erste Fremdsprache zu wählen, zu gewinnen. Im Februar 1984 startete dieses Projekt mit mehr als 130 Kindern und wurde bis ……………. durch Françoise Gaul weitergeführt.Diese Kindergruppenarbeit erfuhr noch eine besondere Steigerung durch die regelmäßige Durchführung von Reisen nach Cholet, bei denen die Kinder Gelegenheit hatten, dort in Familien unmittelbar am französischen Alltag teilzunehmen. Kontakte diese Art führten auch zu Gegenbesuchen französischer Kinder in Oldenburger Familien und mündeten mitunter in dauerhafte Freundschaften.